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Schätze in einem Unterländer Schuppen

Für einen dreiseitigen Zeitungsbeitrag in der lie:zeit habe ich einen netten älteren Herrn besucht. «Er sammelt Autos, mach mal ein paar Schnappschüsse», hiess es. Nichts grosses erwartend folgte ich dem Mann zu einem «Schuppen» … als er das Tor öffnete, war ich erstaunt. Aber seht selbst…

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Neben den Rolls Royce in der Sammlung ist der La Franc Simplex Sport eine Besonderheit: Dieses 2,6 T schwere Rennfahrzeug fuhr auf der Rallye Paris–Peking, und der Motor mit 14.5 L Hubraum sowie 140 PS könnte das Gefährt auf 200 km/h beschleunigen.

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So wie ein Rohdiamant geschliffen werden will, so brauchen die faszinierenden Autos, denen Elwin Hasler verfallen ist, auch Pflege. «Meine Autos habe ich stets als Ruine gekauft – nie waren sie fertig», erklärt Elwin Hasler ein wenig stolz. Denn heute gleichen sie eher einem kostbaren Schmuckstück als einer Ruine. Dies liegt vor allem daran, dass Elwin Hasler alles daran legte, die Wagen möglichst originalgetreu wieder aufzubauen. So ist es ihm auch wichtig, alle Erstbesitzer seiner Autos zu kennen. Es passt also ins Bild, dass ein Phantom 1, der heute in der grossen Halle von Elwin steht, einst einmal dem grössten Diamantenhändler der Welt gehörte. Das Geheimfach in diesem Auto gehört daher ebenso dazu, wie ein Spiegel für die Dame sowie ein Zigarrenhalter für den Herrn im Rolls Royce Phantom 2, der bereits an der Weltausstellung in Paris vorgefahren wurde. Alle Autos wurden auf Wunsch angefertigt und sind daher Unikate.

Fähigkeiten und Fertigkeiten gefragt
Damit jedes Auto ursprungsgetreu nachgebaut werden konnte, musste sich Elwin so einiges an Fachwissen aneignen. So achtet er beispielsweise sofort darauf, ob das Rolls-Royce-Zeichen rot oder schwarz ist. Denn Jahrgänge vor 1933 können durch das rote Zeichen identifiziert werden. Auf der Suche nach den passenden Ersatzteilen, um die Autos wieder in Stand zu bringen, wurde Elwin Hasler stets in Grossbritannien fündig. Er liebt es, dort auf Automärkten mit anderen Liebhabern, aber auch mit Mitgliedern des Rolls Royce Club, zu fachsimpeln. Die Autoreisen seien aber stets streng und alles andere als Kulturausflüge ins Publeben. Die nötigen Sprachkenntnisse hat sich der rüstige Rentner selbst angeeignet. «Ich habe keine perfekten Englischkenntnisse, aber im Handeln bin ich gut», erklärt er. Doch nicht nur im Handeln hat er seine Stärken, so ist Elwin Hasler auch handwerklich talentiert. Bereits die Heimfahrt seiner Schätze gleicht jeweils einer Überraschung. So reist Elwin Hasler nie ohne Boardwerkzeug. Zange, Draht, Schraubenzieher und Schlüssel gehören für den Rolls Royce Liebhaber quasi zum Reiseinventar. Denn sobald er nach England reist, kann mit Sicherheit angenommen werden, dass er mit einer neuen Errungenschaft zurückkehren wird. Kaum ist er nach einer mehrtägigen Heimreise gut angekommen, macht er sich daran, seinen neuen Oldtimer wieder aufzubauen.

Aufbau von Null auf
Nachdem er das Auto abgebrochen hat, sind seine Fertigkeiten als Schreiner gefragt. Denn erstaunlicherweise ist viel Verborgenes unter der Motorhaube aus Holz gemacht. Nachdem die Mechanik wieder funktioniert und alle Spenglerarbeiten vorgenommen wurden, heisst es für Elwin Hasler «schleifen und ablaugen». Denn erst jetzt geht es an die äusserlichen Feinheiten, die das Erscheinungsbild der teuren Liebhaberstücke ausmachen. Dass Elwin Hasler seine Autos von Null auf wieder aufbaut, ist für ihn selbstverständlich: «Ich ertrage den Duft von Altem einfach nicht.»

Künstlerisches Talent
Die 16 Oldtimer sind alle noch fahrtauglich. Elwin Hasler geniesst es, seine Prachtsstücke an Oldtimerausstellungen in der Nähe zu fahren und freut sich über dort gewonnene Auszeichnungen. Diese – aber auch viele alte Sammlerstücke rund um das Thema Auto – finden einen würdigen Platz in der rund 400 Quadratmeter grossen Halle. So stellt er dort auch bis zu 90-jährige Hupen sowie alte Feuerlöscher, eine Tankstelle und sogenannte «Emelies» – die Kühlerfiguren von Rolls Royce – aus.

Doch nicht nur das Thema Auto, sondern allgemein das Sammeln von alten und besonderen Dingen fasziniert Elwin Hasler. «Es ist ein Virus, der nicht weggeht – nur platzbedingt wird er eingedämmt», beschreibt Hasler seine Leidenschaft. Durch seinen Virus ist er nun im Besitz von rund 200 Radios und zahlreichen Schreibmaschinen, die er ebenfalls liebevoll aufbewahrt. Auch handgefertigte Krippen sowie eine alte Orgel aus einem Kloster finden bei Elwin Hasler einen Platz in der Halle. Für noch ältere Dinge hat er ein sogenanntes «Exotenlager» geschaffen. In dieser rund 40-jährigen Sammlung lagert er beispielsweise Hunderte von Hufeisen. Doch diese modern nicht vor sich her – im Gegenteil: Durch seine vielfältigen Interessen besucht Elwin Hasler auch immer wieder Kurse, wie erst kürzlich einen Schweisskurs. Dort kam er auf die Idee, aus den Hufeisen eine Kugel für den heimischen Garten zu machen. Stunde um Stunde verbringt er also damit, sich künstlerisch zu betätigen. Seinen eigenen kreativen Stil bringt er auch auf die Leinwand. So dosiert er gekonnt Acrylfarben und Kunstharz, um beispielsweise Bilder für Wartezimmer zu gestalten. «Ich male modern nach den Möbeln – die Farben sehe ich selbst», erklärt Hasler seine Intuition.

Im Familienbetrieb erlernt
Bei dieser Leidenschaft sowie bei der Arbeit an seinen Autos kommt sein fachliches Können stets zum Ausdruck. Dies ist kein Wunder, denn als Sohn eines Familienbetriebs lernte er von Anfang an, dass verschiedene Fähigkeiten und Fertigkeiten gefordert werden. Im Familienbetrieb erlernte Elwin Hasler in den 60er Jahren das Handwerk des Dekorateurs, Polsterers und Bodenlegers. Auch heute noch denkt er gerne an diese Zeit zurück: «Im Familienbetrieb muss man alles geben!» So durfte er bereits als Lehrling die Stundenbücher der Arbeiter kontrollieren und ihnen sowie auch seinem Lehrmeister wöchentlich den Lohn auszahlen. Hasler ist auch nach seiner Lehre im Betrieb geblieben und verfiel in den 70ern der Leidenschaft des Sammelns. Er liebte es auch, an seinem eigenen Auto herum zu schrauben und übte sich beispielsweise im Wechseln der Stossstange. Nachdem Elwin Hasler seine Halle mit Citroën, Mercedes, Bentley und Autos anderer Marken füllte, hatte er Ende der 70er die Vision der Rolls Royce. «Man wird eben immer heikler», erklärt er schmunzelnd. Heute geniesst er seine abgeschlossene Sammlung an Oldtimern und gönnt sich gerne einmal ein gutes Tröpfchen, das er gekonnt verpackt im Vogelhäuschen aufbewahrt.

Quelle: Gemeinde-Information Gamprin-Bendern Ausgabe 2/13 – lie:zeit 22/2014

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Veröffentlicht unter Arbeitsalltag, Autos, Fotografie, Technik

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