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Der Stein des Anstosses

«Auf dem Churer Friedhof Daleu entdeckte eine SRF-Journalistin ein Nazi-Denkmal – den Nazi-Stein.»

Ende Januar 2023 deckte SRF in einer investigativen Reportage auf, dass mitten in Chur, und zwar auf dem Friedhof Daleu, ein Nazi-Denkmal aus dem Jahr 1938 steht. Angeblich war dieses Teil eines Totenkults der Nationalsozialisten, mit dem Adolf Hitler sein Drittes Reich stärkte und den Zweiten Weltkrieg rechtfertigte. Schliesslich sollte ein Sieg das Vermächtnis an die gefallenen deutschen Soldaten des Ersten Weltkriegs sein.

Heute Morgen machten wir uns auf den Weg zum Friedhof Daleu, um Eulen zu beobachten. Nebenbei nutzte ich die Gelegenheit, um mir den berüchtigten «Nazi-Stein» einmal genauer anzusehen. Dieser Stein hatte vor einiger Zeit für grosse Aufregung gesorgt. Als ich damals zum ersten Mal von der Geschichte hörte, war ich gespannt, was es mit diesem Stein auf sich hatte. Die Vorstellung, dass sich hinter dem Begriff «Nazi-Stein» eine grosse Enthüllung oder zumindest eine bedeutende Geschichte verbirgt, war verlockend.

Doch die Realität sah anders aus. Über ein Jahr nach der «Entdeckung» des Steins scheint sich kaum noch jemand für das vermeintliche Skandaldenkmal zu interessieren. Der Stein steht immer noch dort, ohne Infotafel, ohne Hinweise auf die Kontroverse, die er einst ausgelöst hatte. Es wurde keine Pilgerstätte für Nazis. Nichts hat sich verändert.

Die ursprüngliche Entrüstung, die von starken Emotionen begleitet war, erwies sich als kurzlebig. Die moralische Empörung, die der Stein ausgelöst hatte, war ein klassischer Sturm im Wasserglas. Die Wogen haben sich längst geglättet, und die Öffentlichkeit hat das Interesse verloren.

Was bleibt, ist die Frage, warum solche Themen immer wieder für so viel Aufsehen sorgen. Ist es die blosse Benutzung und Wiederholung des Wortes «Nazi», die uns in Alarmbereitschaft versetzt? Ein Wort, das so stark emotional aufgeladen ist, dass es sofort Reaktionen provoziert? Und was passiert, wenn der anfängliche Schock verflogen ist?

In diesem Fall bleibt ein Denkmal ohne Infotafel, ein Friedhofsstein, der keine Pilgerstätte für Nazis wurde. Vielleicht sollten wir uns fragen, ob unsere Empörung manchmal nicht fehlgeleitet ist. Ob wir uns zu schnell in moralische Entrüstung stürzen, ohne die langfristigen Konsequenzen zu bedenken.

Der «Nazi-Stein» auf dem Friedhof Daleu ist ein Beispiel dafür, wie kurzlebig Empörung sein kann. Ein Denkmal, das einst für so viel Aufregung sorgte, steht nun unbeachtet da. Vielleicht ist es an der Zeit, die Debatte um diesen Stein und ähnliche Fälle (rechtsextreme Geheimtreffen) zu überdenken. Statt uns von Schlagworten und emotionalen Reaktionen leiten zu lassen, sollten wir genauer hinschauen, hinterfragen und nachhaltigere Lösungen suchen.

Denn am Ende bleibt die Erkenntnis: Ein Wort allein macht noch keine Geschichte. Es sind unsere Reaktionen darauf, die den Unterschied machen. Und manchmal lohnt es sich, innezuhalten und nachzudenken, bevor wir uns in Empörung verlieren.

 

 

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Veröffentlicht unter Fundstücke

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