Kunst und generative KI: Werkzeuge der Zukunft oder Diebstahl der Vergangenheit?

Aufgrund der Aussage «Creativity is made, not generated» des Procreate-CEOs habe ich über das Thema generative KI im Bereich der Kunst und Kreativität etwas nachgedacht.

Die Bedenken, die Procreate äussert, sind nicht neu und spiegeln eine weit verbreitete Sorge in der kreativen Gemeinschaft wider: Ist die Nutzung von KI-Tools eine Bedrohung für die künstlerische Integrität und die Rechte der Schöpfer? «Die auf Diebstahl basierende Technologie führt uns in eine karge Zukunft.», heisst auf der Webseit sogar. Oder handelt es sich um eine natürliche technologische Entwicklung, die neue kreative Möglichkeiten eröffnet?

Die Frage, ob generative KI, insbesondere im Bereich der Bildgenerierung, als „Diebstahl“ an der Kunst und Kreativität anderer betrachtet werden kann, ist ein kontroverses Thema, das stark diskutiert wird. Es gibt mehrere Perspektiven, die man dazu betrachten kann:

Argumente, die generative KI als «Diebstahl» sehen:

1. Urheberrechtsverletzung: Viele Kritiker, einschliesslich Hersteller wie Procreate, argumentieren, dass KI-Modelle durch das Training auf urheberrechtlich geschütztem Material im Grunde genommen die Arbeit anderer Künstler ohne deren Zustimmung nutzen. Künstler investieren oft Jahre in die Entwicklung eines eigenen Stils, und wenn eine KI diesen Stil nachahmen kann, fühlen sich viele Künstler bestohlen, weil ihre Arbeit ohne Entschädigung oder Anerkennung reproduziert wird.
2. Verlust von Arbeit: Einige befürchten (zu Recht), dass generative KI dazu führen könnte, dass Künstler durch Maschinen ersetzt werden. Dies könnte besonders in Bereichen wie Grafikdesign, Illustration und Werbung problematisch sein, wo traditionell menschliche Kreativität und künstlerische Expertise gefragt sind.
3. Ethische Fragen: Manche sehen es als ethisches Problem an, wenn KIs auf Millionen von Bildern trainiert werden, ohne dass die Künstler und Nicht-Künstler darüber informiert oder um Erlaubnis gefragt werden. Es entsteht eine Unklarheit darüber, wer letztlich die Urheberschaft über das generierte Werk besitzt.

Argumente für die Nutzung von generativer KI:

1. Neues Werkzeug, nicht Diebstahl: Befürworter sehen generative KI eher als ein Werkzeug, das die Kreativität erweitert, ähnlich wie frühere technologische Fortschritte (z.B. Fotografie, Photoshop). KI wird in diesem Fall als ein weiteres kreatives Hilfsmittel betrachtet, das Künstlern ermöglicht, neue Ideen zu entwickeln, und als Unterstützung ihrer Arbeit dient, anstatt sie zu ersetzen.
2. Transformation statt Reproduktion: KI generiert keine exakten Kopien von Kunstwerken, sondern erzeugt oft neue Werke, die auf Mustern basieren, die sie aus dem Training gelernt hat. In diesem Sinne kann man argumentieren, dass sie nicht stiehlt, sondern neu kombiniert und transformiert. Der kreative Prozess kann von Künstlern weiter gesteuert werden, um neue und einzigartige Werke zu schaffen.
3. Zugang zur Kunst: KI kann den Zugang zu künstlerischer Produktion erleichtern, insbesondere für Menschen, die vielleicht nicht die Fähigkeiten oder das Training haben, um traditionelle Kunst zu schaffen. Das demokratisiert in gewisser Weise den Zugang zu Kreativität und Kunst.

Meine Meinung:

Ich habe mich bisher wenig mit der Bildgenerierung beschäftigt, sehe das Thema aber differenziert. Es gibt durchaus berechtigte Bedenken hinsichtlich der Verwendung von urheberrechtlich geschütztem Material ohne Zustimmung und der potenziellen Auswirkungen auf Künstler und Kreative. Gleichzeitig denke ich, dass KI ein Werkzeug ist, das, wenn es ethisch und transparent genutzt wird, neue kreative Möglichkeiten eröffnen kann.

Eine Balance ist notwendig: Einerseits sollte die Nutzung von KI verantwortungsbewusst und mit Rücksicht auf die Rechte und Anliegen der Künstler erfolgen. Andererseits hat KI das Potenzial, Kreativität auf eine Art und Weise zu erweitern, die bisher nicht möglich war. Vom Missbrauch und der Nicht-Kennzeichnung der Technologie einmal ganz abgesehen.

Update (22. 08. 2024)
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