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GBS Tattoo. Well umschliesst die Einstichstelle des Katheters

Drei Jahre danach: Mein Weg aus der Dunkelheit

Heute, am 6. Dezember 2024, jährt sich ein Tag, der mein Leben für immer verändert hat.

Am 6. Dezember 2021 ging ich in den Notfall des Kantonsspitals Graubünden (KSGR). Meine Diagnose: Guillain-Barré-Syndrom (GBS). Eine Krankheit, die mich gelähmt hat – nicht nur körperlich, sondern auch emotional. Es folgten Monate voller Höhen und Tiefen, in denen ich lernen musste, mit meiner neuen Realität umzugehen.
Ich erinnere mich noch gut an die Anfangszeit: der Rollstuhl, die Unsicherheit, ob ich jemals wieder laufen könnte. Doch es war nicht nur der Körper, der kämpfen musste, sondern auch mein Geist. Seelsorger und Psychologen – vor allem aber meine Familie halfen mir, die innere Leere zu überwinden. Schwestern und Pfleger wurden zu Vertrauten, Menschen, die nicht nur meinen Körper pflegten, sondern auch meine Seele stärkten. Es war ein Kampf, ja – aber auch eine Reise voller Dankbarkeit.

Dankbarkeit für kleine Fortschritte: den ersten Schritt ohne Unterstützung, das erste Mal, wieder selbst einen Löffel halten zu können. Dankbarkeit für die Menschen, die mich auf diesem Weg begleitet haben. Und auch Dankbarkeit für die Lektionen, die ich gelernt habe: zu schätzen, was wirklich zählt, und den Moment zu leben.

Diese Reise habe ich schon einmal auf meinem Blog geteilt: „Diagnose Rollstuhl“. Die Worte, die ich damals fand, sind noch heute so wahr wie damals. Doch was ist geblieben, drei Jahre später? Ehrlich gesagt – nicht viel. Der Alltag hat mich wieder eingeholt. Stress, Verpflichtungen und die ständige Jagd nach dem Nächsten haben die Klarheit verdrängt, die ich damals gewonnen hatte. Es ist, als wäre die Dankbarkeit, die mich durch die schwierigste Zeit getragen hat, irgendwo auf der Strecke geblieben.

Und dennoch: Dieser Jahrestag ist für mich ein Moment des Innehaltens. Eine Erinnerung daran, was ich durchgestanden habe und wie stark ich wirklich bin. Auch wenn der Alltag oft überhand nimmt, bleibt die Erkenntnis, dass das Leben kostbar ist. Dass wir jeden Tag, den wir laufen, atmen, leben können, nicht als Selbstverständlichkeit betrachten sollten.

Vielleicht ist das der grösste Schatz, den diese Reise mir hinterlassen hat: die Einsicht, dass es nie zu spät ist, innezuhalten und sich zu besinnen. Mein Erinnerungstattoo ist eine ständige Mahnung an diese Zeit und ihre Lektionen: Die Schildkröte symbolisiert das Guillain-Barré-Syndrom (GBS), während „Die grosse Welle vor Kanagawa“ die Narbe meines Katheters umschliesst und die Kraft verkörpert, die ich für meinen Weg zurück ins Leben aufbringen musste. Und vielleicht ist genau jetzt der Moment, wieder damit anzufangen.

In Dankbarkeit,
Oliver

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Veröffentlicht unter Ernährung/Gesundheit, GBS/CIDP, Leben, Privates, Zukunft

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