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Ignoranz als neues Zen

21Manchmal gibt es Momente, in denen man vor dem Bildschirm sitzt, durch die neuesten Aufreger in den sozialen Medien scrollt, moralische Grundsatzdiskussionen liest, die von selbsternannten Weltrettern und Keyboard-Aktivisten geführt werden – und einfach nur denkt: „Genug ist genug.“ Genau so eine Situation beschreibt die allgemeine Ermüdung und Überforderung, die ich empfinde.

Es herrscht Überdruss gegenüber den Gutmenschen, den Doppelmoralisten und den besserwissenden Weltverstehern, die vorgeben, die Weisheit gepachtet zu haben, aber genauso tief im Sumpf der Verlogenheit stecken wie alle anderen. Besonders belastend ist es, wenn diese Themen innerlich so stark auffressen, dass sie die eigene mentale Energie komplett verbrauchen.

Die unendliche Doppelmoral des Internets

Ob AFD, Elon Musk, Mark Zuckerberg oder Donald Trump – jede Diskussion scheint endlos im Kreis zu verlaufen. Es wird über Werte, Demokratie und Meinungsfreiheit philosophiert, während dieselben Leute andere blockieren, weil sie unpopuläre Meinungen vertreten. Es wird von Verantwortung gesprochen, während die eigene Bequemlichkeit nie hinterfragt wird. „Ich bin gegen Hass“, heisst es in Kommentaren, die unmittelbar unter Posts stehen, die Hass auf andere Gruppen schüren.

Die Moralapostel des Internets treten auf wie moderne Prediger. Sie erklären ihren Jüngern und allen anderen, wie ein Leben zu führen ist, während sie selbst ständig ihre eigenen Regeln brechen. CEOs von Tech-Konzernen werden kritisiert, während ihre Plattformen täglich genutzt werden. Kapitalismuskritik wird lautstark geäußert, aber oft mit dem neuesten iPhone verbreitet.

Warum ein Ausstieg nötig wird

Der Versuch, diese Themen zu analysieren, beide Seiten zu beleuchten und sich mit ihnen kritisch auseinanderzusetzen, endet oft mit einem bitteren Nachgeschmack: Es ändert sich nichts. Algorithmen belohnen die lautesten Stimmen, die spalten statt verbinden. Diskussionen drehen sich im Kreis, und irgendwann scheint ein Ausstieg die beste Option.

Die Welt wird nicht besser, nur weil sich Menschen über Elon Musk oder Mark Zuckerberg aufregen. Solche Diskussionen bereichern das Leben nicht, sondern rauben Energie, die sinnvoller in Dinge investiert werden kann, die wirklich Bedeutung haben.

Ignoranz als neues Zen

Ein möglicher Ansatz ist, diese Themen weitestgehend zu ignorieren: keine nervigen Diskussionen mehr über Moral, Politik oder die neuesten Social-Media-Dramen. Keine Gedankenspiele über Menschen, die ohnehin machen, was sie wollen. Stattdessen sollte der Fokus auf dem liegen, was beruhigt und inspiriert – Natur, Leidenschaft für Musik, Technik oder Fotografie. Dinge, die innere Ruhe bringen, anstatt aufzureiben und zu radikalisieren.

Eine Abrechnung mit der digitalen Welt

Ein zynischer Gedanke zum Schluss: Das Internet ist kein Ort der Aufklärung, sondern ein Zirkus. Moralapostel, Gutmenschen, Politiker und Grosskonzerne spielen ihre Rollen, während das Publikum applaudiert und zugleich kritisiert. Wer aus diesem Zirkus aussteigt, verzichtet bewusst auf Applaus und gewinnt dafür Freiheit.

Die Erkenntnis, dass sich die Welt auch ohne ständige Einmischung weiterdreht, kann ein befreiender Schritt sein. Sollte die Welt tatsächlich untergehen, weil sich einige Menschen nicht mehr einbringen, wird sie das wohl tun. Bis dahin bleibt die Gelegenheit, dem Chaos gelassener zuzusehen – ohne sich ständig aufzuregen.

Das Internet und seine Dramen werden weitergehen, mit oder ohne jene, die den Stecker ziehen. Und vielleicht ist es Zeit, diese Show anderen zu überlassen.

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Veröffentlicht unter Internet, Zukunft

1 Kommentar

  1. Tommi

    Hi Oliver,

    genau diesen „Zen“ setzte ich gerade um. Ich verabschiede mich von den meisten Social Medias, weil es mich zu sehr innerlich belastet. Diese ganzen Diskussionen dort führen eh zu nichts, die erzeugen nur hohen Blutdruck. Ich bleibe am Ende wohl nur noch in meiner gemütlichen Bubble bei Mastodon. Die föderierte Timeline dort meide ich inzwischen auch.

    Einige Medien hatte ich noch als Besucherlieferanten für den Blog missbraucht. Aber, das ist genau die von Dir beschriebene Doppelmoral, mit der ich selbst auch nicht mehr klar komme.

    LG Tommi

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