Das ist mal wieder ein Paradebeispiel dafür, wie sich die Kritik an Musk, X und allem, was damit zusammenhängt, zu einem regelrechten Hobby entwickelt hat.
Der Tweet – oder, pardon, der Toot auf Mastodon – vereint die derzeit typischen Zutaten: Musk-Bashing, die Verbindung zu Reichtum und rechter Ideologie und die Forderung nach symbolischen Gesten, wie das Abschalten der „Teilen“-Funktion bei der ARD.
Reich, Rechts, Radikal – und ziemlich vorhersehbar
Die Alliteration macht den Spruch knackig, aber inhaltlich ist er genauso eindimensional, wie er klingt. Ja, Elon Musk ist reich. Und ja, er hat in der Vergangenheit Meinungen geäussert oder Entscheidungen getroffen, die von vielen als rechts oder zumindest als sympathisierend mit bestimmten Ideologien wahrgenommen werden. Aber „radikal“? Da könnte man drüber streiten. Radikalität liegt oft im Auge des Betrachters – besonders in einer Zeit, in der jede unpopuläre Meinung direkt zum Skandal hochstilisiert wird.
Die „X teilen“-Funktion: Symbolpolitik at its finest
Die Forderung, die „Auf X teilen“-Funktion abzuschalten, ist vor allem eines: Symbolpolitik. Es ist ein Versuch, sich von einem vermeintlich toxischen Netzwerk abzugrenzen. Aber mal ehrlich, wie viel bringt das wirklich? X (oder ehemals Twitter) bleibt trotz aller Kritik eine der grössten Plattformen für öffentliche Diskussionen. Selbst wenn die ARD die Funktion abschalten würde, würden Menschen ihre Inhalte weiterhin teilen – nur eben über Screenshots, Links oder andere kreative Umwege.
Ausserdem ist das Abschalten dieser Funktion in etwa so effektiv wie das Bekämpfen von Plastikmüll durch das Verbot von Strohhalmen: Es fühlt sich gut an, ändert aber wenig an den zugrunde liegenden Problemen.
Reschke Fernsehen und die Bubble
Reschke Fernsehen mag sich Musk vorgenommen haben, und das ist sicher unterhaltsam für alle, die sich in dieser Meinungsblase bewegen. Aber wie oft kann man den gleichen Punkt wiederholen? Die Kritik an Musk und X ist mittlerweile so ausgelutscht, dass sie selbst in den kritischen Kreisen langsam langweilig wird. Es ist, als würde man immer wieder denselben Witz erzählen und erwarten, dass er jedes Mal noch lustiger wird.
Ein Blick auf die Meta-Ebene
Was solche Beiträge wirklich zeigen, ist weniger ein Problem mit Musk oder X, sondern ein allgemeines Bedürfnis, sich moralisch zu positionieren. Es geht darum, zu signalisieren: „Ich bin auf der richtigen Seite der Geschichte.“ Diese Art von Haltung hat zweifellos ihre Berechtigung, wirkt aber zunehmend wie ein Selbstzweck.
Statt sich ständig auf Musk einzuschiessen, könnte man die Energie vielleicht besser nutzen, um über grundsätzliche Fragen nachzudenken: Wie wollen wir soziale Medien gestalten? Welche Verantwortung haben Plattformen – und ihre Nutzer? Und wie schaffen wir es, echte Veränderungen anzustossen, statt nur symbolische Gesten zu setzen?
Fazit
Die Forderung nach dem Abschalten der „X teilen“-Funktion ist ein klassisches Beispiel für den Aktionismus unserer Zeit: laut, emotional, aber letztlich wirkungslos. Vielleicht sollten wir weniger darüber diskutieren, was Musk macht oder was er repräsentiert, und mehr darüber, was wir selbst tun können, um den öffentlichen Diskurs zu verbessern. Denn ob Musk reich, rechts oder radikal ist, spielt am Ende weniger eine Rolle als die Frage, wie wir uns von solchen Themen nicht ständig triggern lassen.
* https://mastodon.social/@pallenberg/113809627617115637
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